Vernetztes Arbeiten mit mobilen Endgeräten

Projektstatus

Planung
100%
Durchführung
100%
Dokumentation
100%

Hintergrund

Medizinische Einrichtungsgesellschaft mbH

Das Naemi-Wilke-Stift wurde als Privatstiftung des Gubener Hutfabrikanten Friedrich Wilke (1829-1908) im Jahr 1878 gegründet. 1879 kam zum 14-Betten-Kinderkrankenhaus ein Kindergarten hinzu. Heute gehört unter anderen die Medizinische Einrichtungsgesellschaft mbH (kurz MEGmbH) als eine Tochtergesellschaft zum Naemi-WilkeStift. Sie beinhaltet mehrere Arztpraxen verschiedener Fachbereiche, sowie eine physiotherapeutische, logopädische und ergotherapeutische Praxis.

Die physiotherapeutischen Behandlungen finden im Krankenhaus (stationäre Versorgung), in den eigenen Räumlichkeiten des Ambulanzzentrums (ambulante Versorgung) oder nach Verordnung im Hausbesuch statt. Die Therapien erfolgen auf der Grundlage von ärztlichen Verordnungen. Auch Privatzahlerleistungen, Präventionssport und Funktionssport gehören zu den Angeboten der Praxis.

www.naemi-wilke-stift.de

„Mit der Erweiterung unserer digitalen Fertigkeiten versprechen wir uns eine Vereinfachung und Optimierung der dokumentarischen Arbeitsprozesse. Auch die Koordination unserer terminlichen, räumlichen und fachlichen Kapazitäten wird effektiver. Mit jenem starken Background können sich unsere Therapeuten noch besser auf unsere Patienten und deren Bedürfnisse fokussieren.“

Jana Kermas (Leiterin Physiotherapie)

Herausforderung

Die Physiotherapie arbeitete weitestgehend noch analog, lediglich der Empfang und das Sekretariat nutzten eine für Physiotherapien und Arztpraxen geeignete Softwarelösung für Terminvereinbarungen, Raumplanung, Kalenderfunktionen der einzelnen Mitarbeiter*innen und Behandlungsdokumentation. Die Ablage der Patientenakten und weiterer Dokumente erfolgte rein papierhaft und an unterschiedlichen Orten. Die Behandlungsräume verfügten über keine EDV (PC, Drucker, Tablet) und keine Anbindung an die vorhandene Netzwerkstruktur (LAN bzw. W-LAN). Aufgrund der mangelnden Infrastruktur wickelte die Physiotherapie die Planung und Koordination der Termine und Behandlungen nahezu ausschließlich papierhaft, analog und über den Empfang ab.

Es wurde zudem nur eine papierhafte Patientenakte geführt. Die Dokumentation der Patiententermine und Behandlungen erfolgten somit analog. Das spätere Übertragen in die hausinterne Softwarelösung kostete die Mitarbeiter*innen viel Zeit und war nur an bestimmten Terminals möglich. Dies führte während der regulären Arbeitszeiten zu Verzögerungen an den Terminals, weshalb viele Mitarbeiter*innen die Übertragung im Anschluss an Ihre Arbeitszeit vornahmen. Die handschriftliche Dokumentation in den Patientenakten führte zu Irritationen und die papierhafte Ablage ermöglichte keinen unkomplizierten Zugriff auf benötigte Informationen, z.B. von unterwegs oder im Vorfeld eines Patiententermins.

Lösung

Es galt somit im ersten Schritt eine flächendeckende Netzwerkinfrastruktur aufzubauen, um daraufhin die bestehende Softwarelösung in den einzelnen Behandlungsräumen direkt nutzbar zu machen. Der Fokus sollte hierbei auf der Nutzung mobiler Endgeräte in Form von Tablets liegen. Im Rahmen des Relevanz-Fähigkeits-Modells (RFM) wurden der benötigte Funktionsumfang grob abgesteckt und die Hauptfunktionen definiert. Dadurch wurde deutlich, dass die bestehenden Prozesse, Abläufe und Strukturen klar definiert, gruppiert und dokumentiert werden müssen. Nur so ist eine weitere Detaillierung des benötigten Funktionsumfangs der mobilen Softwarelösung möglich. Gemeinsam mit der MEG entschied man sich für ein Pilotprojekt zur Nutzung mobiler Endgeräte (Tablet), um den täglichen Workaround bestmöglich erfassen und erproben zu können. Ein gebrauchtes Tablet sollte von ein oder zwei Mitarbeiter*innen in den Arbeitsalltag integriert und genutzt werden um die tatsächlichen Arbeitsabläufe, Prozesse und Strukturen bestmöglich erfassen zu können.

Umsetzung

Durch das Qualitätsmanagement der Physiotherapie ausführlich zusammengestellte Prozessabläufe erleichterten die Nachvollziehbarkeit von Abhängigkeiten und die Erstellung eines Anforderungsprofils des benötigten Funktionsumfangs. Der ständige Austausch unter Einbeziehung der Mitarbeitenden ermöglichte es, die Abläufe, Prozesse und Strukturen weiter zu detaillieren und zu gliedern. Die Befragung der Mitarbeiter*innen gab einen guten Einblick in tägliche Routinen und die damit einhergehenden Anforderungen an den Funktionsumfang der mobilen Softwarelösung. Gleichzeitig war so ein Abgleich der theoretisch definierten mit den im Arbeitsalltag gelebten Prozessen und Abläufen möglich.

Der Start des Pilotprojekts wurde auf den Sommer 2020 terminiert. Frau Jana Kermas übernahm dabei die Verantwortung für die Nutzung des Tablets und die weitere Dokumentation. Ziel war es, den bestehenden Funktionsumfang zu prüfen und mögliche Verbesserung an diesem festzuhalten. Nicht vorhandene Funktionen wurden notiert und detailliert beschrieben, um diese gegenüber dem Softwareanbieter so genau wie möglich definieren zu können. Schnell wurde klar, dass bereits der vorhandene Funktionsumfang eine Erleichterung der täglichen Arbeit darstellte, aber bei weitem nicht ausreichte um gänzlich auf die bisherige analoge Dokumentation (z.B. Patientenakten) verzichten zu können.

Die gesammelten Informationen wurden laufend aufgearbeitet, in das Anforderungsprofil überführt und während des Pilotprojekts fortgeschrieben. So wurden Funktionstypen definiert, welchen wiederum Abläufe und Prozesse zugeordnet wurden. Gleichzeitig wurde jeweils ein Soll-/Ist-Zustand festgehalten. Auf dieser Basis konnte der benötigte Funktionsumfang der Software-Lösung genau festgelegt und mit den bereits bestehenden Funktionen (Status) abgeglichen werden. Weiter wurden auch Abhängigkeiten der Funktionstypen und die Priorisierung bestimmt. Die bisherigen papierhaften Formulare (z.B. Befund und Verlaufsdokumentation der einzelnen Behandlungen) sollen als Basis für zukünftige elektronische Formulare innerhalb der Software dienen. Bei der abschließenden gemeinsamen Auswertung und Analyse des Pilotprojekts signalisierte die MEG bereits Ihr grundsätzliches Interesse einer flächendeckenden Einführung von Tablets in der Physiotherapie, vorausgesetzt der benötigte Funktionsumfang kann seitens des Softwareanbieters entsprechend der bisherigen Prozessabläufe realisiert werden. Eine erste Kostenkalkulation zur Beschaffung von ausreichend Tablets und möglicher Schulungen für Mitarbeitende wurde bereits erstellt. Bei den anstehenden Gesprächen mit dem Softwareanbieter wird das Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Cottbus die MEG weiter begleiten um ein kollaboratives und vernetztes Arbeiten perspektivisch allen Mitarbeitern*innen der Physiotherapie zu ermöglichen.

Das Projekt als Tagebuch

  • Kontaktaufnahme und Projektstart

    Nach Kontaktaufnahme der Medizinischen Einrichtungsgesellschaft mbH wurde ein Erstgespräch vor Ort vereinbart. So konnten vor Ort bereits erste Digitalisierungsansätze erkannt und dokumentiert werden. In diesem Rahmen wurden auch die technischen Rahmenbedingungen festgehalten.
  • Durchführung Relevanz-Fähigkeits-Modell

    Auf Basis der gesammelten Informationen konnten mit Hilfe des Relevanz-Fähigkeits-Modell die Digitalisierungsansätze enger definiert und Digitalisierungspotentiale erkannt werden.
  • Auswertung RFM & Fokussierung auf Tabletlösung

    Eine Auswertung der durchgeführten Potentialanalyse (Relevanz-Fähigkeits-Modell) erfolgte zusammen mit der Geschäftsführung der Medizinischen Einrichtungsgesellschaft mbH. So wurde die perspektivische Einführung einer Tabletlösung für die Belegschaft der Physiotherapie priorisiert. Gleichzeitig definierte man gemeinsam, welche Voraussetzungen für eine mögliche Pilotierung geschaffen werden müssen.
  • Strukturelle Voraussetzungen & Funktionsumfang

    Um die strukturellen Voraussetzungen für die Durchführung eines Pilotprojekts gewährleisten zu können lies die Medizinische Einrichtungsgesellschaft mbH ein flächendeckendes W-LAN-Netzwerk in allen Räumen der Physiotherapie installieren. Zudem begann man den benötigten Funktionsumfang der bisherigen Software-Lösung detailliert zu dokumentieren und zu priorisieren. Eine Prozessanalyse wurde seitens des Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrums Cottbus angeregt und im weiteren Projektverlauf begleitet.
  • Beginn und Durchführung Pilotprojekt

    Das zunächst auf 6 Monate zeitlich begrente Pilotprojekt wurde gestartet. Durch die tägliche Anwendung konnten Abläufe und Prozesse weiter bestimmt und der benötigte Funktionsumfang eingegrenzt werden. So entstand während der Pilotphase in Zusammenarbeit mit dem Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Cottbus ein umfangreiches und detalliertes Anforderungsprofil. Die Auswertung des Pilotprojektes zeigte, dass die bisherige Softwarelösung für den täglichen Einsatz bereits benötigte Grundfunktionen bereithält, darüberhinaus aber weitere Funktionen benötigt werden, um eine Tabletlösung flächendeckend in der Physiotherapie einsetzen zu können.
  • Abschluss Pilotprojekt & Gespräch mit Softwareanbieter

    Mit Abschluss und Auswertung des Pilotprojekts entschied sich die Medizinische Einrichtungsgesellschaft mbH die gesammelten Informationen und das Anforderungsprofil zunächst dem bisherigen Softwareanbieter als Basis für weiterführende Gespräche zur Verfügung zu stellen. Bei einem gemeinsamen Gespräch mit dem Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Cottbus und dem Softwareanbieter stellte sich schnell heraus, dass der benötigte Funktionsumfang in weiten Teilen bereits durch den Softwareanbieter über Module bereitgestellt oder auf Wunsch umgesetzt werden kann.
  • Ausblick

    In weiteren Gesprächen mit dem Softwareanbieter wird die Medizinische Einrichtungsgesellschaft mbH eine flächendeckende Einführung der Tabletlösung anstreben. Unterstützend wird daher im 2. Quartal 2022 ein Workshop mit dem Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Cottbus zur Mitarbeiterkommunikation und aktiven Einbindung der Mitarbeiter in den Digitalisierungsprozess im Rahmen der flächendeckenden Einführung der Tabletlösung stattfinden.